Das Cabinet des Dr. Caligari von Robert Wiene mag 100 Jahre auf dem Buckel haben, entwickelt im Laufe seiner Laufzeit aber eine unglaubliche Sogwirkung der man sich nur schwer entziehen kann bis das Finale wie tosende Wellen über einen hereinbricht. Der Einfluss des aus jeder Faser sprießende Expressionismus des Filmes auf die Werke eines Tim Burton und selbst eines David Lynch ist unverkennbar und inspirierte selbst Videospiele und literarische Werke die später selber wieder zu Filmen wurden. Was vor allem neben dem wunderschönen und surrealen Setdesign auffällt, ist wie ausdrucksstark die Darsteller wie Werner Krauß, Friedrich Fehér, Lil Dagover und vor allem Conrad Veidt als Cesare spielen ohne die Macht des gesprochenen Wortes einsetzen zu können, sondern alleine durch Gestik, Mimik und das fast wie gemalt wirkende Make-up ihren Figuren Leben einhauchen. Die digital restaurierte Fassung der Murnau-Stiftung macht den Film auch heute noch zu einem Genuss und das starke Ausrufezeichen bildet dabei die von Hans Brandner und Marcelo Falcão arragnierte und von Giuseppe Becce komponierte Musik. Ein Film der gesellschaftliche wie zeithistorische und soziologische Interpretationen zulässt, aber vor allem auf künstlerischer Ebene noch heute voll und ganz den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen vermag.
