Sowohl Pierce Brosnan als noch mehr Jackie Chan sind ja seit Jahren mit ihren Filmen eher auf der kleinen als auf der großen Leinwand zu sehen – bei Brosnan war der letzte Film mit einem Kinostart in Deutschland Professor Love 2016 und bei Chan 2010 die beiden Familienfilme Spy Daddy und Karate Kid – und am Ende auch eher magere bis schlechte Actionkost. Dabei beweist The Foreigner sehr eindrucksvoll, dass es eigentlich nur ein gutes Drehbuch – in diesem Fall von David Marconi – und einen fokusierten Regisseur wie Martin Campbell braucht und aus beiden einen starken Film rauszukitzeln.
Basierend auf dem Roman Der Chinese von Stephen Leather erzählt der Film über das Duell zweier Männer die Laufe ihres Lebens mit der Gewalt in Berührung kamen, dieser irgendwann abgeschworen haben aber am Ende doch immer wieder davon eingeholt werden: Jackie Chan verkörpert dabei den Restaurantbesitzer Quan der bei einem Bombenattentat seine Tochter verliert und sich auf die Suche nach den Hintermännern macht, während Pierce Bronan optisch angelehnt an Gerry Adams mit weiteren Noten von Martin McGuinness – wie z. B. der Spitzename als Butcher of the Bogside – den stellvertretenden ersten Minister von Nordirland Liam Hennessy spielt der davor UDI-Mitglied war; bei der UDI handelt es sich um eine Umbenennung der im Roman genannten Irish Republican Army (IRA).
Schauspielerisch gehört der Film natürlich voll und ganz seinen beiden Hauptdarstellern und sowohl Chan, der mit leisen, dramatischen Noten spielt und dem solche Rollen sehr gut zu Gesicht stehen – als auch Brosnan waren vielleicht seit Jahren nicht mehr so stark in einem Film. Ist man es von Chan gewöhnt dass seine Kämpfe immer einen großen Anteil an Artistik beinhalten, sind die körperlichen Auseinandersetzungen hier sehr direkt und roh. Dazu kommt noch ein guter Schuss des ersten Rambo-Films oder auch Die Stunde des Jägers während einer belagerungsähnlichen Szene des Anwesens von Hennessy mit angrenzenden Wald.
Die meiste Zeit aber liegt der Fokus eher auf das psychologische Duell zwischen den beiden Männern und Martin Campbell nimmt sogar für eine recht lange Zeit den Fokus weg von der Figur von Chan und widmet sich sehr ausgiebig der Suche von Liam Hennessy nach den Verantwortlichen in den eigenen Reihen. Es sind diese politischen Thrillermomente die im Zusammenspiel mit den direkten Gewaltspitzen aus The Foreigner am Ende einen großartigen Film machen. Was schnell zu einem Action-Reißer aus der zweiten Reihe hätt werden können – mit denen vor allem Brosnan ja in den letzten Jahren die eine oder andere Erfahrung gemacht hat – wird so zu einem stimmigen, spannenden und dramatischen Duell zweier Männer die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber doch bereit sind alles für den Schutz ihrer Familien und des eigenen Lebens zu tun; komme was wolle.
Fazit: Mit der stärksten schauspielerischen Leistung von Jackie Chan seit Stadt der Gewalt und einem charismatischen Pierce Brosnan der in seiner zweiten Zusammenarbeit mit Martin Campbell nach seinem Debüt als James Bond in James Bond 007 – Goldeneye ist The Foreigner ein starkes Sittengemälde aus dramatischen Momenten, Rachemotiven und politischen Verwicklungen.