Filme die sich ausschließlich in Zügen abspielen bieten sich schon wegen der räumlichen Beschränktheit perfekt für spannende Kammerspiele an. Das bewiesen schon Alfred Hitchcock mit Der Fremde im Zug, Sidney Lumet bzw. Kenneth Branagh mit ihren Versionen von Mord im Orient-Express und Duncan Jones mit Source Code. Auch der sehr gute britische Action-Thriller Last Passenger – Zug ins Ungewisse mit Dougray Scott der in Deutschland 2014 direkt auf DVD herauskam gehört in diese Kategorie; und auch in diesem Jahr gibt es bereits einen Vertreter des Genres: In The Commuter hetzt Jaume Collet-Serra mal wieder Liam Neeson durch die Gegend, bzw. in diesem Fall durch Zugabteils.

Night Train von Brian King – der davor und danach die Drehbücher zu den Vincenzo Natali-Filmen Cypher von 2002 und Haunter – Jenseits des Todes von 2014 schrieb – hat also im Kern eine interessante Geschichte zu bieten – ein Passagier stirbt während einer Zugfahrt und als zwei andere Reisende und der Schaffner bei ihm einen wertvollen Gegenstand finden, wollen sie die Leiche verschwinden lassen -, verbaut sich aber kurz vor Ende den soliden Eindruck selbst mit einem unnötigen Twist der sich dazu noch komplett komisch und zum Rest des Films passend anfühlt. Denn die meiste Zeit vermittelt der Film eine schöne Grundstimmung und hat mit Danny Glover, Steve Zahn, Leelee Sobieski sowie Richard O’Brien (The Rocky Horror Picture Show) als Mrs. Froy einen passenden Cast und in einer kleinen Nebenrolle gibt es übrigens auch Matthias Schweighöfer zu sehen.

Ähnlich wie Vincenzo Natali in seinem Debütfilm Cube arbeitet auch Brian King mit verschieden angeleuchteten Elementen – in diesem Falle halt immer die Abteiltür die mal Rot, Blau oder Grün schimmert – weil er wohl bestimmt nur eine Wagonkulisse zur Verfügung hatte. Leider kann und muss man es dem Film negativ ankreiden, dass King immer wieder CGI-Shots des fahrenden Zuges durch die Landschaft in den Film einbaut die es zum einen nicht gebraucht hätte und zum anderen so schlecht aussehen, dass es einen immer wieder aus der Stimmung herausbringt. Hätte man darauf verzichtet, wäre die Atmosphäre viel dichter geblieben.

Schauspielerisch kann man dem Film aber keinen großen Vorwurf machen: Steve Zahn spielt die Rolle des leicht übernervösen Spirituosenverkäufer Pete ebenso gekonnt runter wie Danny Glover die des Schaffners Miles bei dem natürlich immer ein bisschen der gute alte Roger Murtaugh durchschimmert. Einen Ticken besser ist sogar Leelee Sobieski – die leider irgendwann von Hollywood vergessen wurde und unverdienter Weise nie den ganz großen Durchbruch hatte – die ihrer Figur der Medizinstudentin Chloe einen undurchsichtigen Charme verpasst der zum Ende hin immer mehr aufreißt und eiskalte Femme fatale-mäßige Züge annimmt.

Fazit: Ein spielfreudiger Cast und eine interessante Grundidee reichen halt manchmal nicht aus, wenn die technische Umsetzung immer wieder negativ auffällt und das Ende der ganzen Geschichte sich dann vollständig unharmonisch anfüllt.